Page 46 - Preschaint Nummer 7
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                «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben»
Ich bin der Weg – so beginnt dieser Satz von Jesus aus dem Johannes-Evangelium. Ein Satz, selbst wie ein Weg, der einlädt, ihn zu begehen. Und wie ich jeden Weg nur von Anfang an gehen kann, so kann ich die- sen Weg-Satz auch nur von vorne beginnen. Dann also: Ich bin der Weg ...
... und ich schnüre meine Schuhe. Einen Tag habe ich Zeit. Mein Rucksack ist gepackt. Das Wetter stimmt. Ich gehe los. Hinein in den Tag. Ohne festen Plan. Ohne etwas „machen“ zu müssen. Ich will gehen, ohne ein festes Ziel, will mich bewegen lassen von dem, was mir begegnet. Ob mir das gelingt? Am Anfang spüre ich, wie ungewohnt das für mich ist. Normalerweise organisiere ich eine Wanderung im Vorfeld, plane die Etappen, suche mir eine Beiz aus, an der ich raste, ein Ziel, das ich nicht verpassen möch- te. Ich gehe weiter. Einen Tag habe ich Zeit. Ich habe heute kein festes Ziel. Langsam gewöhne ich mich daran, spüre, wie ich offener werde für die Eindrücke von aussen. Ja, jetzt bin ich wirklich auf dem Weg. Ich vertraue darauf: Das Ziel wird sich finden lassen, weil ich ohne ein festes Ziel gehe. Eine Wegerfahrung – eine Lebenserfahrung.
Ich bin der Weg. Die Wahrheit wächst erst später. Sie wächst aus dem Weg, aus dem, was mir zukommt. Die Wahrheit über mich, die Wahrheit über das, was mich trägt, über Gott, der uns trägt. Und sie führt ins Leben, das eine grosse Weite atmet.
Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben – ich will auf diesem Weg bleiben.
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