Page 22 - Preschaint Nummer 5
P. 22

                20 preschaintin das Magazin im Magazin
 Im Dienst am Nächsten
Edith und Fritz Zahnd-Züger aus Samedan ist es unwohl, als es darum geht, ein Bild von ihnen zu machen. Ihre Einwilligung für ein Porträt im Preschaint hätten sie am liebsten zurückgezogen, einzig ihre Gutmütigkeit hat sie daran gehindert. Denn Lob für ihr soziales Engagement ist beiden unangenehm. Der Dienst am Nächsten ist beiden so selbstverständlich, dass sie gar nicht darüber reden möchten. Sie sehen sich bestenfalls stellver- tretend für all jene, die sich in den Dienst am Nächsten stellen.
Soziales Engagement wurde beiden sozusagen in die Wiege gelegt: Schon im Elternhaus erlebten sie Fürsorge und Hilfsbereitschaft für andere, und wie selbstverständlich traten sie in die Fusstapfen ihrer Eltern. Die Ausbildung zu Sozialarbeitenden gab ihnen nicht nur das professionelle Rüstzeug dazu, sondern legte auch den Grundstein für ihre langjährige Partnerschaft.
Als 1968 das Lehrlingsheim in Samedan eröffnet wurde, übernahm das Ehepaar dessen Leitung. Rund 50 Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren wohnten unter der Woche hier. Am Wochenende kehrten sie zu ihren Familien in die angrenzenden Täler des Oberengadins und in andere Teile des Kantons oder der Schweiz zurück. Bis heute denken Edith und Fritz mit Freude an diese Zeit. Beim Erzählen strahlen ihre Gesichter. Ihnen war wichtig, den Jugendlichen Geborgenheit und Nestwärme zu geben und sie auf das Leben als Erwachsene vorzubereiten.
Den Bewohnerinnen und Bewohnern ein liebe- volles Zuhause geben, das wollte das Ehepaar auch, als es die Leitung des Altersheim Promulins übernahm. Bei unserer Begegnung kommen beide immer wieder auf diese Zeit zu sprechen. Indem sie Interessierten kleine Aufgaben im Betriebs- alltag übertrugen, gaben sie ihnen das Erleben, gebraucht zu werden. Kochen, Bügeln und andere unspektakuläre Dinge knüpften ausserdem an das vertraute Leben an, das sie vor ihrem Umgzug ins Altersheim geführt hatten und halfen, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden.
Die Menschen in ihrer ganzen Persönlichkeit wahrnehmen, ihre Vorlieben kennen und ihnen mit kleinen Aufmerksamkeiten Wertschätzung entgegenbringen, das ist den Eheleuten bis heute wichtig. Immer wieder betonen beide aber auch, wieviel Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft ihnen widerfahren ist, auch als sie nach der Pensionie- rung alleinstehende Bewohnerinnen und Be- wohner im Altersheim besuchten.
Jungen Menschen ein Zuhause geben, bevor sie in die Welt ziehen und alten Menschen Geborgen- heit und Liebe beim Heimkommen bieten, dieser Bogen entfaltete sich im Lauf des Gesprächs und beschreibt ihr Wirken für die Mitmenschen.
 


























































































   20   21   22   23   24