Page 36 - Preschaint Nummer 6
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                Sonnengesang Wie nahe er der Natur war und mit ihr im Einklang, das spricht mich bei Franz von Assisi an. Und dass er dem Weltlichen so entschieden den Rücken gekehrt hat, das ist eindrücklich. Er wollte nur noch ein einfaches Leben führen. Man sagt ihm ja sogar nach, dass er nicht einmal mehr eine Bibel besitzen wollte. Das beeindruckt mich auch im Zusammenhang mit uns heute. Wir haben alles derart im Über- mass. Wir brauchen für unseren Weg leichteres Gepäck! Wenn ich probiere, auf etwas zu verzichten, werde ich frei, mehr ins Geistige zu kommen. Das bringt mich einen Schritt weiter auf der Suche nach der Erfahrung des Göttlichen. Im Unterricht wollte ich den Kindern zeigen, wie wir mit der Natur achtsam umgehen können. Das habe ich als Herausforderung empfunden. Denn auch die Natur ist ja bei uns im Übermass da. Wir sind der Natur so nahe – anders als in der Stadt. Wir sind mittendrin, aber uns ist das gar nicht so bewusst! Zu den Strophen vom „Sonnengesang“ haben wir Bilder gemalt. Gesungen haben wir die Verse natürlich auch. Und dann haben wir auf die Geschichte „Der Wolf in Gubbio“ gehört: Menschen leben hinter ihren Stadtmauern aus Angst vor dem Wolf, der auch schon Menschen gerissen hat. Franz geht vor das Tor und spricht den Wolf als Bruder an. Und der kommt auf ihn zu und legt sich ihm ganz friedlich zu Füssen ... Eindrücklich, was möglich ist, wenn man das, was einem Angst machen kann, geschwisterlich ansprechen kann! Franz von Assisi macht es ja auch in seinem Sonnengesang: Der Tod ist für ihn ein Geschwister!  34 preschaint das Magazin Martina Parli arbeitete bis vergangenen Juli als Katechetin 


































































































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