Page 22 - Preschaint - Nummer 3
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Die aus dem Gletscher kamenUnter fossilen Hölzern hat man im Engadin über 4000-jährige Arven gefunden.Wenn wir uns in eine Zeitmaschine setzen würden und im Engadin vor 4000 Jahren landen würden, was würden wir antreffen?Christian Schlüchter vertritt die These, dass die Alpen vor 4000 Jahren viel grüner gewesen sind und dass die Baumgrenze sicher 300 bis 400 Meter höher gelegen hat als heute. Diese These kann er durch verschiedene Funde fossiler Hölzer in und auf den Engadiner Gletschern beweisen.Seit Anfang 1990 sind fossile Holzteile im unmittelbaren Zungenbereich gefunden worden. Das zeigt, dass dort, wo heute Gletscher liegen, einmal Bäume wachsen konnten.Die Fundorte fossiler Hölzer reichen vom Engadin im Osten bis ins Unterwallis im Westen – so unter anderem im Tschiervagletscher, im Val Malenco auf der Südseite der Berninagruppe und im Fornogebiet. Sie konnten alle dendrochronologisch untersucht werden und sind um die 5000 Jahre alt. In dieser ganzen Zeit hat sich die Arve nicht verändert. Sie trotzt selbst an ausgesetzten Standorten Wind und Wetter und muss grosse Tempera- turunterschiede ertragen. Darum bildet die Arve imEngadin zusammen mit der Lärche die obere Wald- grenze. Meist bildet die Arve zusammen mit Lärchen, Alpenrosen und Heidelbeeren eine Waldgesellschaft. Man erkennt die Arve sehr einfach. Sie ist der einzige einheimische Nadelbaum, der fünf Nadeln pro Büschel hat. Einzelne Bäume haben eine Höhe von über 25 Meter und einen Stammdurchmesser von über 1,7 Meter. Die Arve mit ihrem spröden Holz ist anfällig für Witte- rungseinflüsse: Wipfelbrüche durch Schnee, Lawinen oder Blitzeinschläge. Doch es können sich wieder Seitentriebe bilden, und als Folge daraus entstehen ein- drückliche Wetterbäume.20 preschaint das Magazin


































































































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