Page 41 - Preschaint - Nummer 3
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Wohnen im WortWorte sagen wir – und zuweilen schreiben wir Worte auch. Worte finden wir – und wir können welche verlieren. In Wor- ten können wir etwas erfassen – und Worte können uns ablenken. Worte entzünden Kampf – und Worte schaffen Beziehung. Was war wohl das erste Wort, das wir ausspra- chen – und welches wird unser letztes sein?Wir können auch in einem Wort Platz nehmen, darin wohnen. Das Ja bei der Hochzeit, ist nicht nur ein gesprochenes – das Paar versucht, im gemeinsamen Ja zu leben. Menschen gibt es – und sie üben es auf einem alten „geistlichen Weg“ – , sie wiederholen ein Wort, im Rhythmus ihres Schrittes oder ihres Atems. Legen zum Beispiel auf ihr Ausatmen ein ge- dehntes „Ja“, das Wort „Jesus“ oder „Abba“ (aramäisch für „Vater“) und erleben darin ein Stück weit Ruhe und Befreiung von ihrem kleinen Ich, das so schnell verletzt und verunsichert ist. – Und wir können es durchaus so verstehen: Der Wanderrabbi Jesus aus Nazareth hatte zwar keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen konnte (vgl. Lk 9,58). Aber was er hatte, waren Worte, die man bewohnen lernen kann, unter- wegs im Leben, täglich. Er teilte sie mit seinen Freundinnen und Freunden. Seither gehen sie in vielen Muttersprachen täg- lich um die Erde – ähnlich der aufgehenden Sonne.Bapnos,quel cha Tü est in tschêl.Santificho saja Tieu nom.Tieu reginam vegna!Tia vöglia dvainta sün terra scu in tschêl. Nos paun d’imminchadi do a nus hoz.E parduna’ns noss debitsscu ch’eir nus pardunains a noss debitaduors. E nun ans mner in appruvamaintdimpersè spendra’ns dal mel.Perche cha Tieu es il reginam,la pussaunza, la gloria, in etern.Amen.Unser Vaterim Himmel!Geheiligt werde Dein Name.Dein Reich komme.Dein Wille geschehe wie Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute.Und vergib uns unsere Schuld –wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung,sondern erlöse uns von dem Bösen.Denn Dein ist das Reichund die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.preschaint das Magazin 39