Page 5 - Preschaint - Nummer 3
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PiaSeit bald vier Jahren ist sie in Pension und noch immer fehlt sie uns Kundinnen und Kunden am Kiosk in Samedan: Maria Pia Roner, genannt Pia. Sie geniesst ihre freie Zeit und verbringt diese viel mit ihren Kindern und Kindeskindern.Sie ist Engadinerin und bleibt eineEngadinerin. Pia Roner hat nie dasTal verlassen und wird es höchstwahrscheinlich auch nie. „Ich kenne nichts anderes“, sagt sie bescheiden und doch voller Klarheit. Gut, sie fährt mit ihrem Sohn und seiner Familie sowie mit ihrer Tochter und deren Familie ans Meer. Oder wenn ihr der Winter zu lang ist und die Schneemauern zu hoch, mal nach Chiavenna. Aber „das grosse Reissen“ hat sie nicht. Hier sind ihre Wurzeln, hier ist ihre Heimat, hier sind ihre Schulkameraden und -kameradinnen.Schmunzelnd erzählt sie, wie sie früher in die Caverna in den Ausgang ging. Heute gehe sie ins Kaffee. Und dann muss sie lachen. Wie die Zeit vergeht.Heimat ist aber für Pia nicht nur die Gemeinschaft der Familie und das Engadin. Heimat war für sie vierzehn Jahre lang der Kiosk im Coop in Samedan. Sie wusste genau, wenn der Herr soundso an der Kasse stand und seine Artikel in seinen Sack verstaute, dass er danach noch zu ihr kommen würde. Und sie wusste auch ganz genau, welche Zigaretten er wollte. Oder welches Los die Mailänderin kaufen wird. Zum Teil grüssen sie die Feriengäste, die jährlich im Engadin weilen, heute noch auf der Strasse.Und ohne dass sie es bemerkt hätte, hat sie anderen eine Heimat gegeben.Und ohne dasssie es bemerkt hätte, hat sie anderen eine Heimat gegeben.preschaint das Magazin 3


































































































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