Page 16 - Preschaint Nummer 7
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Niemand war schon immer da!
Schicksale Gestrandeter gehen uns etwas an, davon ist Margrit Mathis aus St. Moritz überzeugt. Wanderbewegungen gehören seit alters her zur Menschheitsgeschichte. Darüber schreibt sie wie folgt:
Haben wir Menschen ein Gen, das fürs Wandern zuständig ist?
Die ersten Auswanderer waren kleine Menschen- gruppen, die vor etwa 100’000 Jahren ihre Heimat in Afrika verliessen und sich anderswo niederliessen. Eine Sippe beendete ihre Fahrt auf einer kleinen In- sel im indischen Ozean, wo sie sich seither ganz ab- schottet und bis jetzt in ihrer Steinzeit lebt. – So viel zur Isolation.
Abraham, der Stammvater Israels, war ein wan- dernder Aramäer, ein Nomade, der von Ur in Chal- däa, im heutigen Irak, nach Kanaan zog, dann nach Ägypten und wieder zurück. Seine Nachkommen flohen vor einer späteren Hungersnot nach Ägypten und kehrten Jahrhunderte später in einer 40 Jahre währenden Wanderung wieder zurück ins Gelobte Land. Ein unterdrücktes Volk, das frei sein wollte. – „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal ...“
Etwa 5000 v. Chr. zogen aus der russischen Steppe Indoeuropäer aus. Es waren osteuropäische Jäger und Sammler, zusammen mit frühsteinzeitlichen Bauern aus dem Iran. Sie siedelten in Nordindien und Westeuropa und brachten ihre Sprache und Schrift mit.
Später wanderten die „Völker“, es waren wohl eher gemischte Splittergruppen: Die Hunnen drangen ein, es wanderten Alemannen ... und viel später Walser, Zuckerbäcker ... und alle hinterliessen ihre Spuren! Ein grosses Wandern und Durchmischen. – „Unser Leben gleicht der Reise ...“
Forscher kommen zum Schluss, dass es Menschen mit rein europäischen Wurzeln nicht gibt und nie gab. Wir alle haben einen Migrationshintergrund! Sind wir jetzt angekommen?
Immer wieder machen wir uns ja auf den Weg, um Neues zu entdecken, neue Gedanken zu denken, das Weltall zu erforschen. Wir pilgern, Wanderer zwischen Welten. – „Im Herzen die Sehnsucht, die nicht aufhören kann.“
Das Wandern, das für uns ein Abenteuer, eine sport- liche Herausforderung oder ein Zeitvertreib ist, ist gerade in diesem Augenblick für Abertausende eine bittere Notwendigkeit. Sie fliehen vor Unterdrü- ckung, Gewalt und Hunger auf der Suche nach ei- nem Ort, wo sie menschenwürdig leben und sich einbringen können. Sie riskieren dafür ihr Leben.
Sind nicht auch unserer Vorfahren Migranten in Not gewesen? Aber jetzt können wir Rettungswes- ten kaufen! Kaufen wir sie! – „Vertrau den neuen Wegen ...“ und es kann vielleicht so werden, wie Kurt Marti es erhoffte: «... und jetzt das Teilen. Et- was wird möglich, etwas wie Heimat für alle!»
Il «homo sapiens» es già adüna chamino ... da l’Africa da l’Ost tres l’Arabia, sur las muntagnas dal Himalaja fin i’l ost da l’Asia ed inavaunt sur la Via da Bering dschieta in America. Oters sun ieus in Europa ... u vers süd in Australia ...
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