Page 12 - Preschaint Nummer 6
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                 Aus der Zeit gefallen? Eso viel liebi Rüebli, wie Dier mier gschänkt heit für mini liebe Chostgänger, han i no nie gha i dr Hurd i mim Chäller... So beginnt ein Dankesbrief von Mili Weber. Wenn Mili Weber mit ihrem Rucksack, aus dem der Teddybär Bäili oben herausschaute, von ihrem Haus in Dimlej nach St. Moritz ging, so war es eine „geheime Abmachung“ un- ter den Geschäftsleuten im Dorf, dass sie bei den meisten ihre Einkäufe nicht bezahlen musste. Die vielen Briefe, in denen Mili Weber ihrer Dank- barkeit für die Gaben Ausdruck verlieh, zeugen vom herzlichen Verhältnis und der Grosszügigkeit der Dorfbewohner. Bei solchen Gelegenheiten er- hielt Mili Weber von der Confiserie Hanselmann ab und zu Pralinés, dann meinte sie verschmitzt, darüber würden sich ihre Bären freuen, sie seien sehr verschleckt. Dass unter dem schillernden Image des Nobelkurorts eine ganz andere Facette des Ortes erscheint, zeigt sich in diesen Momenten: St. Moritz ist ein Dorf mit Bewohnern, die sich kümmern und einer Künstlerin wie Mili Weber tatkräftig unter die Arme greifen. Diese Gemeinschaft ist stark ge- nug, Menschen mit einem anderen Lebensstil zu stützen, auch wenn man sie nicht immer versteht. Die Stiftung – von Mili Weber zu Lebzeiten gegründet – erfährt immer wieder die Unterstützung der Gemeinde. Zuletzt mit einem grossen finan- ziellen Beitrag zu den dringend notwendigen Renovationsmassnahmen. Dass das kleine Haus kein rentables Kunstmuseum sein kann, das ohne Weiteres für ein Massenpublikum geöffnet werden kann, fand Verständ- nis bei den zuständigen Institutionen. Das Mili Weber Haus ist ein spezieller Ort, scheinbar aus der Zeit gefallen. Neben dem geschäftigen Treiben im Dorf bietet das Haus die Qualität der Ruhe und Besinnung. Durch zu grossen Besucheransturm erschliesst sich der Zauber und die Einzigartigkeit des Hauses nicht, wird gar zerstört. Daher kann das Haus nur in Kleingruppen mit einer Führung besucht wer- den. So bleibt das Mili Weber Haus ein Gegenpart zum fordernden „Anything goes“ einer Massentauglichkeit, die auf unmittelbare Erfüllung schnell wechselnder Bedürfnisse einer globalisierten Ge- sellschaft drängt. Eine in der gegenwärtigen De- batte um Rückbesinnung und Klimaschutz fast schon moderne Position. Dora Filli, Präsidentin „Milly Weber Stiftung“  10 preschaint das Magazin 


































































































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