Page 23 - Preschaint Nummer 6
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                 Milla Krähenbühler Am Anfang konnte ich es kaum glauben, dass ich nun tatsächlich nach Chur, weg von Celerina, gezogen bin. Auf einmal ist man für sich selbst verantwortlich. Ich find’s schön, selbstständig zu sein, wobei es für mich zu Beginn schon eine Umgewöhnung war. In einer Stadt zu leben, ist für mich neu. Ich geniesse unter anderem auch das kulturelle Leben.  Fabienne Büchi Als einjähriges Baby wurde ich per Zug von Aarau in einer „Wöschzaine“ von meiner Mutter und unserer ältesten Schwester ins Engadin verbracht. Hier habe ich Wurzeln geschlagen, bin aufgeblüht und geblieben. Mein Leben spielte sich immer im „Haus Vetter“ ab. Und nun habe ich es verkauft. Dieses Haus in andere gute Hände zu geben, war eine sozusagen „haushohe Verpflichtung“. Es hat geschmerzt, all das zurückzulas- sen, was einem lieb und teuer war. Längst vergangene Erinnerungen wurden schmerzhaft gegenwärtig. Bei alledem lernte meine Seele anzunehmen, was richtig ist. Das ehemalige Zuhause bleibt mir im Herzen erhalten. Bevor ich ins Altersheim Promulins umgezogen bin, habe ich mit meinem Mann in einer Mietwohnung in Samedan gewohnt. Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Der Umzug ins Promulins ist mir nicht schwergefallen. Nach dem plötzlichen Tod meines Mannes lebte ich lange Zeit alleine. Im letzten Jahr erlitt ich einen schweren Unfall. Nach dem Spitalaufenthalt und der Reha musste ich mich schnell entscheiden. Nun lebe ich hier im Promulins und geniesse die Tage. Es hat alles seine Zeit, und man muss die Tage nehmen, wie sie kommen. Im Dorf hatte ich viele Freunde und Bekannte, die kommen mich immer noch besuchen. Ich bin auf dem Hotelareal aufgewach- sen. Und so lebe ich auch jetzt wieder mit meiner Frau und meinen drei Kindern mittendrin. Das Hotel ist mein Zuhause. So fühle ich es. Und wenn die Zwischensaison kommt, ist es wie ein Abschied nehmen. Etwas Melancholie macht sich breit. Das Haus entleert sich. Natürlich freue ich mich dann auf mehr Zeit, die ich mit der Familie verbringen kann. Ich geniesse es auch wieder, wenn sich das Hotel neu mit Leben füllt. Patrick Dietrich Heidi Vetter   preschaint das Magazin 21 


































































































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