Page 29 - Preschaint Nummer 6

Was hilft uns, uns mit der „Welt“ verbunden zu erleben? Können wir etwas von Kindern lernen und bleiben trotzdem erwachsen? Winfried Egeler, Fex, ist Fachpsychologe für Psychotherapie FSP und arbeitet auf der Regionalstelle der Kinder- Jugendpsychiatrie in Samedan. Das Denken des Kindes ist „beseelt“? Meine sechsjährige Enkelin sagte mir, als ich eine Mücke auf meinem Arm totschlagen wollte: „Das darfst du nicht machen, Non, denke daran, das kann ja ein Kindlein haben, das auf es wartet. Sonst ist es ganz allein!“ Gegenstände sind zum Teil auch beseelt, aber ich glaube, nicht so stark. Eher sind es Pflanzen und Tieren, die beseelt sind. Oder Teddybären und Puppen, einfach Dinge, mit denen sie Beziehung aufbauen, mit Gefühlen und Gedanken. Das erinnert mich auch an meinen buddhistischen Freund im Himalaya, der uns im Fex besuchen kam. Katzen, Hunde, die Yaks, die wir halten, waren für ihn Lebewesen, die wir umsor- gen. Ich denke, das Buddhistische ist dieser „be- seelten“ Wahrnehmung näher dran ... wie meine Enkelin auch, die mich lehrte, achtsamer zu sein. Wo gehen denn all diese Erfahrungen hin, wenn wir erwachsen werden? Es ist alles da, denke ich. Aber viel anderes steht nun zuvorderst. Wir können es wiederfinden, wenn wir uns bewusst auf die Suche machen. Denn verlorengegangen ist es nicht. Auto fahren, mit den Kindern klarkommen, den PC bedienen, seine Arbeit machen ... ist ja auch wichtig. Wir können uns ein Sowohl-als-Auch zur Aufgabe ma- chen. Aber das muss man üben, regelmässig trai- nieren. Wenn ich mir morgens Zeit nehme zu me- ditieren, dann kann ich in meiner Begegnung mit Kindern auch wirklich innerlich da sein. „Werdet wie die Kinder“ heisst es im Evange- lium. Sie nicken? Ja, wenn wir damit verbinden, auch ganz im Hier und Jetzt sein zu können, mit einem kindlich-be- seelenden Denken – nicht nur, sondern auch. Das ist unglaublich stark. Es hilft uns, achtsamer und präsenter zu werden. preschaint das Magazin 27