Page 17 - Preschaint Nummer 8

Fertig mit Schlafwandeln!? Wer schlafwandelt, schläft und setzt doch Impulse in Bewegung um. Die Motorik ist nicht entkoppelt. Im Schlaf zu wandeln, heisst zu handeln, ohne wach zu sein. Und das kann zum sprechenden Bild für die Art, wie wir leben, werden. Da sein und funktionieren, Rollen einnehmen und sie ausfüllen – damit sind wir lebensfähig. Den All- tag haben wir im Griff. Sind wir genügend struktu- riert, können wir uns auch orientieren. Wir wissen, wofür es gerade Zeit ist. Wir arbeiten, wir schlafen, wir essen, wir haben frei, sind mit anderen zusam- men, sind für uns auch mal allein, sind unterwegs, sind zuhause. Kann das nicht genug sein? Abläufe leben auch von Unterbrechungen – wie der Sport von der Erholung, das Reden von der Pause, die Musik von der Stille. Da tauchen gerne Fragen auf wie: Macht auch Sinn, was ich mache? Dasein wird zur Frage. Wir selbst werden uns zur Frage. Und auch zu Antworten. Sachlich-objektive gibt es nicht. Nur persönliche, sicher auch persönli- che im Austausch mit anderen und mit Impulsen, die wir anderswo aufnehmen. Wofür möchte ich einmal gelebt haben? Wie kann ich mein Leben sinnvoll gestalten? Wie wir darauf antworten, kann «existenzerhel- lend» sein (dieser Ausdruck stammt vom Philoso- phen Karl Jaspers). Es macht einen grossen Unter- schied, ob wir etwas tun, weil wir es tun müssen, oder ob wir selbst das, was wir tun müssen, in einer Haltung machen, die der Art, wie wir leben möch- ten, entspricht. Wer das eigene Leben grundsätz- lich als Geschenk empfindet, erlebt selbst einen schwierigen Augenblick anders als derjenige, der das Leben als Kampf sieht. Eine «ausgesteuerte» Frau erzählt, wie sie einfach jeden Atemzug im Sonnenlicht geniesst. Sonne, Landschaft, Luft sind gratis! Das schenke ihr Frei- heit, ohne die sie nicht überleben könnte. Und wir können verstehen: Der Sprung aus der Selbstver- ständlichkeit lässt uns wach werden für das, was da ist. preschaint das Magazin 15