Page 35 - Preschaint Nummer 8
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                Und klar fuhr er in seiner Freizeit mit seinem Velo zum Bahnhof, um die acht Kilometer der Kleinstbahn Wohl- en-Meisterschwanden zu geniessen. Um Lokomotivfüh- rer zu werden, brauchte es damals noch eine Erstausbil- dung in der Metall- oder Elektrobranche. Die Lehre als Mechaniker hat er also zielgerichtet absolviert. Was ihn schon immer faszinierte? «Die schweren Maschinen und das Zusammenspiel von Technik und Energie. Du siehst die Elektrizität nicht. Und doch kann sie eine enorme Kraft entwickeln!» Je mehr Zeit vergangen ist, seit er in seinem Beruf arbei- tet und je älter er selbst wird, umso mehr richtet sich seine Aufmerksamkeit auch auf «weichere Faktoren». Einerseits hat man in den Triebzügen mit Fahrgästen Kontakt. Um zum Führerstand zu gelangen, steigt er in den Zug wie die Fahrgäste, grüsst und geht durchs Abteil nach vorn. Andererseits gibt es weniger Arbeitskontakte. Die grüssenden Stationsvorstände unterwegs sind schon länger Vergangenheit. Züge gibt’s auch ohne Begleitper- sonal. Da ist er alleine mit der Verantwortung. Und es gibt auch keinen Empfang mehr. «Wenn du spätabends in St. Moritz einfährst, hast du den hell erleuchteten Bahnhof vor dir, als wär’s ein Fussballstadion ... und doch ist er leer.» Was ihm manchmal nahegeht, sind die zum Abschied winkenden Leute, die er beim Abfahren im Rückspiegel sieht. Sie winken und winken, bis sie un- scheinbar klein werden oder eine Kurve den Sichtkontakt nimmt. Was ihm nach wie vor gefällt, ist die Schmalspur. Man ist näher an der Natur. Und man fährt langsamer. So gehört zur roten «Rhätischen» auch der «Glacier-Ex- press» als «der langsamste Schnellzug der Welt». Auch ein Mythos. preschaint das Magazin 33  


































































































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