Page 36 - Preschaint Nummer 8
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                Das geht mir auf den Wecker! Ja, so ist es: Ich bin zu jeder Tages- und Nacht- zeit bereit, beschimpft zu werden, Schläge zu erhalten und erst noch für alles verantwortlich zu sein, das Ihnen nicht passt. Ich bin nämlich Ihr Wecker. Ich stehe auf Ihrem Nachttisch und begleite ih- ren wohlverdienten Schlaf. Je nachdem bin ich gross und rund, habe zwei Mickey-Maus-Arme und schrille laut oder wecke Sie rücksichtsvoller. Es könnte aber auch sein, dass ich viereckig bin und die Zeit elektronisch anzeige. Wenn Sie mich so haben möchten, dann hole ich Sie auch mit elektronischem Gezirpe zur hoffentlich ge- wünschten Zeit aus dem Schlaf, ohne Ihnen auf den Wecker zu gehen. Aber was will das heissen? Woher kommt dieser Ausdruck? Wenn Ihre Nerven ohnehin schon blank liegen und darüber hinaus noch ein Mit- mensch auf die Erledigung seines Anliegens pocht, dann ist es verständlich, wenn Sie laut ausrufen: «Du gehst mir auf den Wecker!» Doch was habe ich als Ihren Wecker damit zu schaffen? Lassen Sie mich erklären: Die genaue Herkunft dieser umgangssprachlichen Rede- wendung ist unklar. Es gibt aber Vermutungen. Der Literaturwissenschaftler Rolf-Bernhard Es- sig erinnert daran, dass diese Redewendung der anderen «Du gehst mir auf den Geist» entspre- che und man das Ineinander unserer Gedanken auch schon mit einem Uhrwerk verglichen habe. «Im besten Sinne» könne dahinter also die Vor- stellung stecken, dass «ein Gedanke in den ande- ren griff wie ein Zahnrädchen ins andere». Und sieht die runde Form eines Weckers nicht aus wie ein menschlicher Kopf? Essig erkennt auch eine mögliche Verbindung zum jiddischen «weoch- ar», was bedeutet: «Er regt mich sehr auf.» Und weil das Wort nach Wecker klinge, habe man es dann umgangssprachlich so umgeändert, meint der Literaturwissenschaftler. Aber wo komm ich denn nun als Wecker wieder ins Spiel? Das geht so: Damit der amerikanische Uhrmacher Levi Hutchins, der in aller Herr- gottsfrühe aufstehen musste, pünktlich zur Ar- beit kam, ersann er eine Konstruktion mit einer Glocke, die stets um 04.00 Uhr schlug. Den ers- ten Wecker mit einer einstellbaren Weckzeit wurde erst vom Franzosen Antonie Redier 1847 patentiert. Dabei brauchte es für diese Redensart gar nicht die Erfindung dieser schrillen morgendlichen Nervensäge. Nun will ich Ihnen aber nicht län- ger auf den Wecker gehen und wünsche Ihnen einen guten Morgen, falls Sie doch noch weiter geschlafen habe. Quelle: Wikipedia 34 preschaint das Magazin   


































































































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